So klein ist der Raum im Dachgewölbe der Bordesholmer Klosterkirche, in der die Turmuhr ihr Räderwerk hat. Die Bordesholmer Klosterkirche wurde 1332 noch ohne Turmuhr errichtet. Die älteste erhaltene Turmuhr Deutschlands könnte in Forchenberg in Baden-Württemberg stehen, die um 1617 hergestellt wurde. Wann in der Bordesholmer Klosterkirche die erste Turmuhr eingebaut wurde, ist ohne eine sehr intensive Recherche im Archiv nicht zu benennen, so der Bordesholmer Kulturbeauftragte Nils Claussen. Sicherlich ganz interessant, vielleicht auch ein tolles Thema für eine zukünftige Ausstellung im Heimatmuseum, führte Nils Claussen weiter aus. Die Frage, wann in der Bordesholmer Klosterkirche eine Turmuhr eingebaut wurde, ist in sofern interessant, weil ab jenem Zeitpunkt erstmals feste Gebetszeiten verabredet werden konnten. Auch der Tagesablauf in der Region konnte von nun an zeitlich verlässlich organisiert werden.
In der Neuzeit ist die Kirchenuhr eng mit dem Namen der Bordesholmer Uhrmacherfamilie Böttger verbunden. Von 1926 bis 1960 pflegte und reparierte Heinrich Böttger die mechanische Uhr aus dem Jahre 1860, die alle 8 Tage aufgezogen werden musste. Bis 1913 hatte diese Uhr nur einen Stundenzeiger, der Minutenzeiger mit dem dazugehörigen Minutenzeigerwerk wurde 1913 eingebaut. Zu den Betzeiten um 6 Uhr, 12 Uhr und um 18 Uhr, musste der Küster noch bis 1965 die Betglocken von Hand bedienen. Dieser Ablauf wird heute von einem elektrisch, mechanischen Regelwerk übernommen. Von 1960 bis 1965 stiegen Vater Heinrich und Sohn Ernst Böttger in das Dachgewölbe, um die Uhr aufzuziehen, zu stellen und zu reparieren. Von 1965 bis 2017 erledigte Uhrmacher Ernst Böttger sämtliche Arbeiten an der Uhr, die seit 1965 halb mechanisch und elektrisch angetrieben wird. „Mit zwei weinenden Augen habe ich diese Aufgabe abgeben müssen, erinnert sich der 82-jährige Uhrmacher Ernst Böttger, „ der Weg hinauf zu der Uhr wurde mir zu unsicher“.
Seit einem guten halben Jahr ist der Bordesholmer Uhrmacher Lutz Geercken für die genaue Zeitanzeige der Turmuhr verantwortlich. Ab und zu muss die Uhr gestellt werden, die Betzeiten müssen nachgestellt werden, auch um die Uhr von der Sommerzeit auf Winterzeit und wieder zurück zu stellen, muss Lutz Geercken ins Dachgewölbe klettern.“Hier oben habe ich den höchsten und schönsten Arbeitsplatz in Bordesholm“, ist sich Uhrmacher Lutz Geercken sicher.