Zum 800. Geburtstag gibt es einen Findling und eine Chronik

Der Hobbyhistoriker, Kunsterzieher und Bildhauer Volker Heidemann vor der Wattenbeker Dorfstraße 9. Volker Heidemann_vergessene 800 Jahrfeier am 05.06.2020 in Wattenbek, Dorfstrasse 9, , Photo: Michael Slogsnat, Bordesholm.

Normalerweise ist eine 800-Jahrfeier einer Gemeinde das Top Ereignis des Jahres und wird entsprechend gefeiert. In Wattenbek ist das anders. Seit 2006 ist es in Wattenbek bekannt, dass die Gemeinde im Jahre 1220 das erste Mal urkundlich erwähnt wurde. Die Originalurkunde ging zwar verloren, aber es existiert eine Abschrift aus dem 16. Jahrhundert.

Mit dieser Urkunde bestätigte Albrecht, Graf von Orlamünde und Holstein, dem Kloster Neumünster seine und des Grafen Adolf von Holsteins Schenkung aus dem Jahre 1206 und seine weiteren Verleihungen aus den Jahren 1210 und 1215 zu Ascheberg, Korau, Brügge und Eiderstede. Unter den 28 Zeugen waren erstmals erwähnt Ritter Thietbernus de Wakenbeke und auch Ritter Hertherus de Smalenstide.

Dass die Gemeinde Wattenbek gerade mittendrin ist einen wichtigen Termin zu verschlafen, ist Volker Heidemann, Kunsterzieher, Bildhauer und Hobbyhistoriker, vor wenigen Wochen aufgefallen. Während man im wenigen Kilometer entfernten Schmalstede schon mitten in den Jubiläumsvorbereitungen steckte, brannte in Wattenbek die Frage auf: Was machen wir jetzt? In Schmalstede hat man sich für eine erweiterte Gemeinde Chronik entschieden und sucht mittlerweile für die Feier coronabedingt einen Ersatztermin.

In Wattenbek wird es neben eines Findlings mit den beiden eingravierten Jahreszahlen 1220 – 2020 eine 24-seitige A4-Broschüre mit bemerkenswerten Geschichten aus den letzten 800 Jahren geben. Diese Broschüre wird unter der Federführung von Bürgermeister Oliver Kruse, Reiner Heyse, Joachim Dietrichs und Volker Heidemann erstellt und an alle Haushalte verteilt werden.

Die neue Entdeckung von Volker Heidemann aus der Zeit der Hexenverfolgung wird in dieser Broschüre auch zu finden sein. Im Jahre 1638, mitten im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) fand in Wattenbek die vermutlich erste Bürgerinitiative statt. In diesem Jahr forderten sämtliche Eingesessenen mit einer Eingabe die Folterung von Anneke Drebes aus Wattenbek bei Bordesholm, um herauszufinden, ob sie eine Hexe ist oder nicht. Anneke Drebes überlebte 2 Folterungen.

Titelbild: Volker Heidemann steht vor dem Haus Dorfstraße 9 in Wattenbek, in dem der letzte Nachtwächter Willy Hove wegen einer Beinamputation im Vorbau seinen Arbeitsplatz hatte. Das alte Signalhorn ist jetzt im Besitz der Freiwilligen Feuerwehr Wattenbek.